Presse / Nachrichten
11 / 2021 |
Helfen schafft Vertrauen
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
(Seite 17)
|
07 / 2021 |
Gelungene Integration: Neuer Glaube, neues Leben
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
(Seite 20)
|
02 / 2021 |
Notwendige Spenden - Helferkreis nutzt AWO-Rumpelkammer
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
(Seite 17)
|
02 / 2022 |
Wunschausbildung geschaft - wie geht es weiter ?
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (Seite 54)
|
12 / 2021 |
Begegnung baut Vorurteile ab
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (Seite 50)
|
07 / 2021 |
Ferienprogramme - Glück in Pandemiezeiten
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (Seite 52)
|
Die
vollständige Liste der Artikel im Gemeinde-Journal "Mein Ottobrunn" und im "Gemeindeblatt Hohenbrunn"
erhalten Sie
hier.
Jahresberichte des Helferkreises Asyl
Weitere Information erhalten Sie von unserem
Team Öffentlichkeitsarbeit (E-Mail:
presse@helferkreis-asyl.com ).
Übersicht der folgenden Beiträge
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (Februar 2022)
Eman aus Afghanistan ist jetzt 21 Jahre alt. Er hat 2018 seinen Quali an der Carl-Steinmeier-Mittelschule nach nur 3,5 Jahren Aufenthalt in Deutschland
und wenigen Schuljahren in Afghanistan bestanden. Er lernte hochmotiviert und sogar in der Freizeit weiter mit Lernpaten des Helferkreises. Gleich nach der
Ankunft in München hatte der junge, unbegleitete Flüchtling einen Blinddarmdurchbruch, alles ging gut! Dankbar erinnert sich Eman noch heute an die Notfall-Hilfe.
Hat sich damals schon der Wunsch festgesetzt, im medizinischen Bereich eine Ausbildung zu machen? Mit guten Praktikumszeugnissen machte er sich
im Frühjahr 2018 auf die Suche, Stellenanzeigen gab es reichlich. Doch er bekam monatelang keine Zusage. In der von Frau Dr. Wüstinger geführten
Zahnarztpraxis in München bekam Eman letztlich im September 2018 einen Ausbildungsvertrag, und im November dann auch die Arbeitserlaubnis von der
Ausländerbehörde.
2021 hat er sehr erfolgreich seinen Abschluss als Zahnmedizinischer Fachangestellter geschafft und auf Grund der guten Noten die Mittlere Reife von
der Berufsschule bekommen. Der Versuch auf der BOS in München weiter zu lernen ist leider in der Probezeit gescheitert. Die Englischkenntnisse und auch
die Deutschkenntnisse in Bezug auf Literatur konnte er so schnell nicht nachholen. Im Herbst will er eine Abendschule besuchen und es weiter versuchen.
Eine Arbeit hat er sofort wieder gefunden, neue Herausforderungen gibt es auch: Den Führerschein machen, Deutsch C1 schaffen, vor allem aber eine
Wohnung finden, denn im Wohnheim kann er als Berufstätiger nicht bleiben
(Angebote gerne an Diakon Stocker, Tel. 089 / 420017901 oder info@helferkreis-asyl.com).
Ulla Müller, Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
( siehe auch: "Gemeindeblatt Hohenbrunn", 02/2022,
Seite 54)
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (Februar 2022)
Auch im zweiten Jahr der Pandemie wurden die Möglichkeiten des Helferkreises durch die Corona-Pandemie bestimmt, was
die Mitglieder nicht daran hinderte, sich weiter tatkräftig zu engagieren.
Die Unterstützung galt 255 Personen, überwiegend Familien, darunter 135 Kinder und Jugendliche. Die meisten wohnen in
Ottobrunn, Riemerling und Hohenbrunn, in dezentralen Asyl-Unterkünften des Landratsamtes, in Unterkünften für Arbeitnehmer
und Auszubildende, in einer Obdachlosen-Unterkunft, in eigenen Wohnungen.
Die zu uns geflüchteten Menschen kommen aus Afghanistan, Syrien, Türkei, Irak, Somalia, Eritrea, Nigeria, Iran, Mali,
Pakistan, Uganda, Senegal, Ukraine, Indonesien, Bangladesch, Myanmar.
Mit Sorge um die Gesundheit
Helferkreis-Mitglieder informierten und berieten, per Mail und oft in persönlichen Gesprächen, zu Corona Testung und Impfung,
unterstützten bei Anmeldungen und begleiteten zu Impfterminen. In Quarantänen wurde bei Bedarf die Versorgung mit Lebensmitteln
organisiert. Ein Familienvater starb im Sommer nach Monaten auf der Intensivstation an den Folgen der Infektion.
Integration durch Sicherung des Aufenthalts
Für die Mehrzahl unserer Flüchtlinge ruft der Gedanke an das Herkunftsland Ängste oder zumindest große Sorgen wach. Die
Geflüchteten fühlen sich erfahrungsgemäß erst richtig in Deutschland angekommen, nämlich geschützt, vor einer Gefahr, in
unbestimmter Zukunft doch in das Herkunftsland zurückkehren zu müssen, wenn sie eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis erhalten
haben. Diese Niederlassungserlaubnis ist begehrt, aber für sehr gut integrierte Migranten gedacht und deshalb mit einigen Hürden
versehen. Das gleiche gilt für die Einbürgerung, die nicht unbedingt allein als rechtlich gelungener Abschluss der Integration verstanden
werden muss. Im Gegenteil, niedergelassene Ausländer können in Deutschland ein gleichberechtigtes und zufriedenes Leben führen,
sie müssen allerdings auf spezielle Rechte für Staatsbürger verzichten.
Einbürgerungen
2021 konnten wir zwei Einbürgerungen verzeichnen: Die eine von einem syrischen Hotelfachmann, der 10 Jahre nach seiner
Ankunft Deutscher geworden ist. Die zweite von einem Maler und Lackierer aus dem Irak nach 12 Jahren. Aussichtsreiche
Einbürgerungen sind von zwei Irakern und drei Syrern, darunter einer Frau, geplant.
Niederlassungserlaubnisse
Fünf Flüchtlinge aus Syrien haben die Niederlassungserlaubnis erhalten, ein Schüler, ein Auszubildender zum Elektrotechniker,
ein Elektrotechniker, eine Verkäuferin und ein Hotelfachmann. Es dauerte 6 bis 7 Jahre nach Ankunft in Deutschland, bis die
unbefristete Aufenthaltserlaubnis erteilt wurde.
Zwei Anträge von einer afghanischen Schülerin und von einem Syrer werden noch geprüft. Drei Anträge wurden abgelehnt.
Darunter waren zwei volljährige Syrer, beide wurden wegen nicht ausreichend gesicherten Lebensunterhalts abgelehnt, und ein
Uganderin, die die Anwartschaftszeit von 5 Jahren seit der Ankunft um einen Monat noch nicht erfüllte.
Familiennachzug
Was bedeutet es für einen Vater oder eine Mutter, sich jahrelang Nacht für Nacht um die zurückgelassenen Kinder zu sorgen?
Die Angst können wir uns vielleicht vorstellen. Welche Belastung es für die Aufgabenerfüllung des täglichen Lebens bedeutet, sehen
wir. Aber wie es sich auf die langfristige Integration auswirkt, wird sich erst noch herausstellen.
Nach vier Jahren intensiver Bemühungen gelang es einem anerkannten syrischen Familienvater, seine Frau und seine zwei
kleinen Töchter, die auf der Flucht in Griechenland gestrandet waren, nach Deutschland zu holen. Bei der Beantragung der behördlichen
Formalitäten war der Helferkreis an der Seite der Familie.
Für zwei somalische Mütter setzten sich die Familienpaten seit 2019 für den gesetzlich geregelten Familiennachzug der Kinder
ein. 2020 verzögerten sich die Ausreisen – pandemie-bedingt - weiter. Im Frühjahr 2021 kam schließlich Bewegung in die Angelegenheit,
beide Mütter schlossen, sieben Jahre nach der Flucht, auf dem Flughafen überglücklich ihre Kinder in die Arme, um als erstes in die
Einreise-Quarantäne zu müssen.
Sorge um Familienangehörige im Heimatland
Im August stürzte die dramatische Entwicklung in Afghanistan durch die vollständige Eroberung des Landes und die Machtübernahme
der Taliban die afghanischen Familien und Männer in Angst und Sorge. Viele Nächte lang wurden Informationen mit den Angehörigen in
Afghanistan ausgetauscht, wurde nach Fluchtmöglichkeiten gesucht. Vergeblich. Auch die Helfer nahmen an den Sorgen teil – und konnten
nicht helfen. Bei manchen Geflüchteten bewirkte das Verantwortungsgefühl für die Verwandten eine Re-Traumatisierung und ist eine große
Last bei der Bewältigung des Alltags.
Integration durch Arbeit
- Der Arbeitskreis Job & Ausbildung unterstützte bei der Suche von Praktika, Ausbildungs- und Arbeitsplätzen. Helferkreis-Mitglieder
kommunizierten mit Arbeitgebern und Jobcenter, begleiteten zur Arbeitsagentur, übten Bewerbungsgespräche. Berufsschüler wurden
mit Laptops ausgestattet.
- Die Möglichkeiten für Schüler-Praktika waren in der Pandemie sehr eingeschränkt. Manche Ausbildung erweist sich als sehr schwer,
vielleicht auch zu schwer. Lernpaten versuchten, mit Nachhilfe etwas aufzuholen, was bei einer schwierigen Schullaufbahn manchmal
nicht zu schaffen ist. Auch unzureichende Sprachkenntnisse waren noch immer ein Problem..
- Junge Menschen mit Schulabschlüssen starteten im September ihre Ausbildungen, zum Fahrradmechaniker, zum Groß- und
Außenhandelskaufmann, zum Industriemechaniker, zur Verwaltungsfachangestellten, zum Mechatroniker für Kühltechnik, zum
Baugeräteführer, zum Elektroniker für Systemtechnik. Zwei junge Frauen nahmen die Ausbildung zur Physikalisch-Technischen Assistentin
an einer Berufsfachschule auf. Ein Vater begann die Ausbildung zum Busfahrer bei den Stadtwerken München..
- Online Berufsschule und fehlender Praxis-Unterricht erschwerten es den Auszubildenden, sich den Prüfungsstoff anzueignen. Sechs
Auszubildende erhielten ihr Abschluss-Zertifikat, als Krankenpflegehelferin, als Hotelfachmann, als Rollladen- und Sonnenschutzmechatroniker,
zwei als Zahnmedizinische Fachangestellte, als Garten- und Landschaftsbauer. Die Auszubildenden wurden sofort von ihren Arbeitgebern
übernommen. Zwei Familienväter beendeten erfolgreich ihre Umschulung zum Betriebselektroniker bei der Deutschen Bahn..
- Einigen Azubis gelang es nicht, alle theoretischen Prüfungen zu bestehen, sie müssen Teilbereiche wiederholen. Die Ausbildungsfirmen
beschäftigen sie weiter, zumal sie in ihrer praktischen Arbeit überzeugen. Die Lernpaten stehen weiter motivierend zur Seite..
- Ein großes Anliegen ist es, den Müttern Qualifizierungen und Ausbildungen zu ermöglichen. Eine Mutter begann die Ausbildung zur
Medizinischen Fachangestellten in einer Augenarztpraxis, eine Mutter startete ein Vorbereitungsjahr zur Pflegeausbildung bei Münchenstift,
eine weitere die Berufsqualifizierung Verkauf im Projekt Mona Lea der VHS München..
- Um sich im Beruf weiter zu entwickeln, haben sich ein Koch und zwei Hotelfachleute einige Zeit nach Abschluss ihrer Ausbildung
Arbeitsstellen in neuen Betrieben gesucht – ein erfolgreicher Schritt auf der Karriereleiter.
Integration durch Sprache und Bildung
- 30 Ehrenamtliche waren als Lernpaten/-patinnen tätig, für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Gute Kontakte zu den
Klassenlehrern ermöglichten das Bearbeiten von Wissenslücken mit den Schülern. Wo Equipment für Online-Unterricht fehlte, wurde
dieses zur Verfügung gestellt. Für einzelne wurden Deutsch-, Englisch- und Mathe-Kurse an den Volkshochschulen finanziert.
- Um die Lesekompetenz zu fördern, erhielten alle Kinder und Jugendlichen zu Ostern und zu Weihnachten altersgemäß ausgewählte Bücher.
- Eine besondere Herausforderung war es, für die im Rahmen des Familiennachzugs eingereisten Kinder und Jugendlichen im Frühjahr
geeignete Kindergärten und Schulen zu finden, die den Kindern einen schnellen Spracherwerb ermöglichen. Es gelang leider nur teilweise,
drei Kinder konnten erst im September in Kindergarten und Schule starten.
- Die IT-Experten im Helferkreis unterstützten individuell bei der Beschaffung, Installation und Schulung von Laptops, Druckern, Anschlüssen.
- Intensiv wurden junge Menschen auf ihre Abschlüsse vorbereitet. Zwei Jugendliche erwarben die Mittlere Reife im zweijährigen Zug an der Mittelschule
Haar und der Mittelschule Taufkirchen. Vier Jugendliche legten den Quali an der Carl-Steinmeier-Mittelschule in Riemerling ab.
Integration durch gesicherte Wohnverhältnisse
Der Helferkreis unterstützte bei der Wohnungssuche, den Bewerbungen, Besichtigungsterminen, beim Abschluss der Mietverträge, der
Kommunikation mit Behörden, mit Zuschüssen zur Kaution und Transporter-Miete, beim Transport, der Möbelbeschaffung, der Möbel- und
Lampenmontage, mit Umzugskartons, bei WLAN- und Stromverträgen. Vieles erforderte in Zeiten der Pandemie Mut und besondere Umsicht.
- Die Bewohner der dezentralen Unterkünfte des Landratsamtes haben keine Sicherheit in Bezug auf ihre Unterbringung. Die meisten
Mietverträge sind befristet abgeschlossen, immer wieder entscheiden sich Vermieter dafür, den Vertrag nicht zu verlängern. So bedeutet es
ein großes Aufatmen, wenn nach erfolgter Anerkennung und jahrelanger Suche eine eigene Wohnung angemietet werden kann. Für drei
Familien und zwei Frauen wurde dies möglich.
- Für eine Familie mit Frühgeborenem konnte eine größere Wohnung gefunden werden. Zwei obdachlose Mütter mit Kindern erhielten
Wohnungen durch die Gemeinde. Für fünf Kinder, die im Rahmen des Familiennachzuges einreisen durften, wurden vom Landratsamt Zimmer
bei den Müttern in den Unterkünften bereitgestellt. Eine Mutter mit Neugeborenem durfte in eine kleine Asyl-Wohnung des Landratsamtes umziehen.
- Die stark abgenutzte Einbauküche in einer Unterkunft wurde von Ehrenamtlichen ausgebaut und durch eine gespendete neuwertige Einbauküche
ersetzt. Dazu noch frische Farbe und Beleuchtung – so macht den alleinerziehenden Müttern das Kochen wieder Freude.
Integration durch Teilhabe am sozialen Leben
Wir fördern und begleiten die Teilhabe von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen am sozialen und gesellschaftlichen Leben in unseren
Gemeinden. Häufig begleiten Familienpaten bei diesen Schritten.
- Die Sport-Angebote der Vereine wurden im Laufe des Jahres entsprechend der Corona-Vorgaben wieder aufgenommen, so dass die Kinder und
Jugendlichen weiter in ihren Mannschaften trainieren konnten, und auch in neuen Gruppen aufgenommen wurden. Leider gab es noch keine Möglichkeit,
die Schwimmkurse fortzusetzen.
- Die Teilnahme von Kindern in den Schulferien am Sportcamp des TSV Ottobrunn, an Lilalu Workshops in München, an der Ferieninsel Hohenbrunn,
einigen Angebote der VHS Südost und an einer Bauernhof-Freizeit des Asylhelferkreises Unterhaching wurde gefördert.
- Die Helferkreis-Fußballmannschaft „Ramasuri“ startete im Juni wieder mit dem Training draußen, bis in den Herbst hinein. Es gab einige
Neuzugänge und Rückkehrer – alle waren sehr froh, sich nach dem langen Lock down wieder treffen und spielen zu können.
Das Team des Café International lädt einmal im Monat zur Begegnung von Flüchtlingen und Einheimischen in das Haus der Evangelischen
Jugend ein. Von Juni bis Oktober konnten die beliebten Treffen bei schönem Wetter mit kleinerer Teilnehmerzahl im Garten des EJO stattfinden.
Neu zugezogene Familien lernten dabei andere Familien kennen.
- In der Senioren Kaiserstiftung Riemerling lud der Helferkreis mit Gästen aus Syrien und dem Iran zu zwei Kultur-Talks am Freitagabend ein.
Die Gäste berichteten aus ihrer Heimat, über ihre Flucht und beantworteten viele Fragen.
- Geflüchtete engagieren sich in der AWO Klawotte Kinder & Kreativ, in der AWO Nachbarschaftshilfe, im Seniorenzentrum Kaiserstiftung,
im Verein Mammalade für Karla e.V., bei der Feuerwehr Ottobrunn. Während der Lock down Zeiten boten sie immer wieder individuelle
Einkaufs- und Transporthilfen an. Vier Männer sind aktiv als Kulturdolmetscher für Arabisch, Aramäisch und Dari bei der Caritas, bei Caritas
Alveni und im Landratsamt.
- Das Friedensgebet in St. Magdalena wurde von zwei Geflüchteten mitgestaltet.
Entwicklung im Helferkreis
- 132 Ehrenamtliche sind Mitglieder im Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn; darunter 21 Flüchtlinge. Einige Helfer*innen sind ausgeschieden,
neue sind dazugekommen. Die Altersspanne reicht von 15 bis über 80 Jahren. Pandemie-bedingt gab es immer wieder Unterbrechungen im Engagement.
- Der Helferkreis traf sich14tägig, außer in den Schulferien. Von Januar bis Mai und im Dezember konnten die Treffen nur online stattfinden. Anfang
September nahm Landrat Christoph Göbel an einem Treffen teil.
- Weiterbildungsangebote zu Flucht und Integration wurden von den Organisationen meist online angeboten und von interessierten Helferkreis-Mitgliedern
besucht. Präsenzveranstaltungen im Pfarrsaal konnten pandemie-bedingt nicht stattfinden.
- Im Sommer trafen sich die Helferkreis-Mitglieder in vier kleineren Gruppen im Biergarten. Im Herbst fand ein Patentreffen statt. Drei Corona-Rundbriefe
mit Beiträgen von Mitgliedern waren ein kleiner Ersatz für Sommer- und Weihnachtsfest, die leider ausfallen mussten.
- Im September wurde in einem Gottesdienst für den Helferkreis in St. Magdalena der in der Pandemie verstorbenen Helferkreis-Mitglieder, Angehörigen
und Flüchtlinge gedacht.
Zusammenarbeit mit Behörden, Organisationen und Öffentlichkeit
- Mit der Integrationsbeauftragten der Gemeinde Ottobrunn bestand eine intensive Zusammenarbeit. In den Gemeinden Ottobrunn und Hohenbrunn
gab es zwei Treffen am „Runden Tisch“. Das Landratsamt lud die Helferkreis-Koordinatoren im ersten Halbjahr zu zwei Online-Austauschrunden ein.
- In der Asylsozial- und Migrationsarbeit gab es wieder personellen Wechsel, im Herbst wechselte die AWO Migrationsberaterin, zum Jahresende der
Caritas Asylsozialarbeiter für Ottobrunn.
- Die Flüchtlinge konnten sich lokal mit Kleidung, Spielsachen, Büchern, Geschirr und Möbeln versorgen - dank der AWO Klawotten und der AWO
Rumpelkammer. Die Caritas Radlwerkstatt war eine große Hilfe für die Mobilität, bei Elektro-Großgeräte half die Caritas Mobile Werkstatt. Anerkannte
Flüchtlinge bezogen Lebensmittel am Ottobrunner Tisch, einige Asylbewerber-Familien wurden mit der Lebensmittel-Kiste der AWO Nachbarschaftshilfe
unterstützt.
- Wir informieren die Öffentlichkeit über unsere Homepage, www.helferkreis-asyl.com, in den Gemeindeblättern Hohenbrunn und Ottobrunn, im
Schaukasten von St. Magdalena, im Gemeindeblatt der Michaelskirche. Die Artikelserie „Wie gelingt Integration“ mit Berichten über die Geschichte
unserer Flüchtlinge wurde fortgesetzt.
Die Corona-Pandemie hat die Zukunfts-Planungen und Integrations-Fortschritte der zu uns geflüchteten Menschen weiterhin erschwert. Mit
Spenden von Privatpersonen, Organisationen, Kirchen, Stiftungen und Gemeinden konnten Angebote für Flüchtlinge finanziert und in Notlagen
individuell und unbürokratisch geholfen werden. Dafür danken wir allen herzlich!
„Sich anderer annehmen bedeutet, dem Leben einen Sinn geben“
Dieses Zitat von Hannah Arendt* wird uns auch weiterhin in unserem Engagement motivieren.
* jüdische Philosophin, Journalistin, Publizistin, Flüchtling, Sozialarbeiterin, Hochschullehrerin. 1933 Flucht aus Deutschland,
14 Jahre staatenlos, 1951 amerikanische Staatsbürgerschaft
Helferkreis Asyl Ottobrunn / Hohenbrunn im Pfarrverband Vier Brunnen Ottobrunn
Heidi Maurer und Claudia Bernardoni
Sprecherinnen |
Diakon Karl Stocker Leiter |
Den vollständigen Bericht gibt es auch als PDF-Dokument
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (Dezember 2021)
Wie wichtig Begegnung ist, um sich besser kennen und verstehen zu lernen, wurde in den langen Monaten der
Kontaktbeschränkungen schmerzlich bewusst.
Seit Juni konnte das monatliche Café International im Hause des EJO Ottobrunn wieder stattfinden –wenn auch
in kleinerem Umfang und immer im Garten. Groß war die Freude bei den eingeladenen Besuchern, die als Neu-Zugezogene
in der Pandemiezeit wenig Möglichkeiten hatten, Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen. Am Tisch der Mütter berichtete
eine afghanische Teilnehmerin über ein Qualifizierungsprogramm für Frauen an der VHS München. Die Väterrunde diskutierte
Neuigkeiten und Jobangebote. Ein Helferkreis-Mitglied gab Tipps für die bevorstehenden Umzüge. Die Praktikantin tollte mit
den Kindern im Garten herum, Fußball, Rutsche, Dreiräder und der benachbarte Spielplatz – hier verstanden sich die Kinder
auch ohne Worte. Große und kleine Besucher aus Äthiopien, Afghanistan, Syrien, Ägypten, Uganda und der Türkei waren zu Gast.
Im Sommer startete der Helferkreis eine neue Talk-Runde in der Senioren Kaiserstiftung in Riemerling „Meine, deine,
unsere Kultur“. Flüchtlinge, Helfer/innen und Gäste reden in wechselnder Runde über Themen, die sie bewegen, die Gespräche
leitet Dr. Claudia Bernardoni. Den ersten Abend gestalteten Dr. Rana Ali und Rony Goliana aus Syrien. Sie beantworten Fragen
über ihre Kindheit und Jugend, über das Land und die Leute, und erzählten, wie sie sich bei uns eingelebt haben. Im September
berichtete Hoda Farshad, Erzieherin in Ottobrunn, über ihre Jugend im Iran, Gesellschaft, Frauen und Studienbedingungen.
Sie gab ein beeindruckendes Beispiel für die Freude am Lernen.
Das beliebte „Essen über’n Tellerrand“ mit gemeinsamen Kochen und anregenden Tischrunden kann leider erst im neuen
Jahr fortgeführt werden.
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
( siehe auch: "Gemeindeblatt Hohenbrunn", 12/2021,
Seite 50)
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn - Gelungene Integration (November 2021)
In einer Ottobrunner Flüchtlingsunterkunft wohnten vor sechs Jahren insgesamt neun Frauen aus Somalia. Inzwischen sind Kinder
geboren und insgesamt fünf Kinder von zwei Müttern haben durch Familiennachzug einreisen können. Das waren große Ereignisse für
die Familien und den Helferkreis, weil das Aufenthaltsrecht hier den jungen Menschen ein menschenwürdiges Leben eröffnet und
sich in einem Fall wegen schwerer Erkrankung sogar lebensrettend auswirkt. Aus diesen Gründen ist Bewegung in die gut befreundete
Frauengruppe gekommen. Mehrere Frauen mit ihren Kindern und den Vätern, darunter die eine mit Familiennachzug, haben neue
Wohnungen gefunden und sind ausgezogen. Und für zweite Familie mit den beiden nachgezogenen Söhnen, Mohamed, 12 Jahre, und
Mahir, 8 Jahre, der Somalierin Sarruuro, musste ein Raum im oberen Stock eingerichtet werden.
Das Zimmer mit gespendeten Möbeln auszustatten, war de r erste Einsatz von Emad (32) und seinem Cousin Hamman (27). Sie kommen
aus einem Dorf am Ufer des Euphrat bei Aleppo. Beide sind wegen des Syrienkriegs als Flüchtlinge hierhergekommen. Emad hat bereits
gearbeitet, sucht jedoch gerade eine neue Stelle, und Hamman macht eine Ausbildung zum Vermessungstechniker. Samstags haben sie frei,
deshalb haben sie nun Mitte Juli wieder tatkräftig bei einem dringend notwendigen Küchenaustausch mitgewirkt. Katharina, Mitglied
im Helferkreis und Leiterin der Aktion, sagt:
Die alte Küche war inzwischen in die Jahre gekommen. Einzelteile fehlten, das Backrohr funktionierte schon lange nicht mehr,
die Geschirrspülmaschine sowieso nicht. Die Frauen erzählten mir, dass am Anfang, als sie dort einquartiert wurden, insgesamt neun
Frauen in dem Haus waren, die alle dort gekocht haben. Neun Frauen in einer Küche, das kann ich mir kaum vorstellen.
Eine „neue“ Küche wurde mit Hilfe der AWO-Rumpelkammer in Grasbrunn gefunden. Hamman besitzt einen Führerschein. So war es
möglich, ein Mietauto zu nehmen. Gemeinsam mit Christian, einem weiteren Helferkreismitglied, und Katharina plus Privatwagen war
das Team komplett. Der Ausbau war nicht einfach, denn die Küche bestand aus großen Teilen, aber der Grasbrunner Spender half mit.
Beim Entladen und Einlagern der Austauschküche in einem trockenen Raum haben dann auch die Bewohner*innen der Ottobrunner Unterkunft
angepackt. Danach haben sie die alte Küche ausgebaut und vorerst im Garten gelagert.
Nach diesem ersten Akt übernahm Katharina selbst den zweiten, nämlich gemeinsam mit den künftigen Nutzerinnen Sarruuro und Nasro
sowie Nimco, einer ehemaligen Mitbewohnerin, die Renovierung der Wände mit Anstrich. Auch die Schulkinder, Ayman und Hannah, haben
nach Kräften geholfen. Zwei Wochen später haben dann Emad und Hamman die Küchenmöbel bestmöglich platziert und eingepasst. Einen
kleinen Wermutstropfen gab es leider. Die Dunstabzugshaube konnte nicht mehr installiert werden, da an dieser Stelle überall
Leitungen in den Wänden vorhanden sind. Nachdem noch Arbeitsplatten zugeschnitten und vom Baumarkt abgeholt und eingebaut worden
waren, war alles fertig. Katharina sagt:
Sarruuro und Nasro haben sich sehr über die neue Küche gefreut. Es war zwar viel Arbeit. Aber mir hat es großen Spaß gemacht,
insbesondere auch mit den anderen Helfern, die mit großem Elan bei der Sache waren und sich als absolut verlässliche Helfer gezeigt haben.
Ganze Tage lang für andere arbeiten, warum tun Sie das, war unsere Frage an Emad:
Warum hilft der Helferkreis uns? In unserer Kultur sagen die Eltern: Du sollst helfen, keinen Dank, kein Geld verlangen, einfach
helfen. Und es gibt noch einen Grund: Ich komme aus Syrien. Ich bin Araber. Ich sehe anders aus. Manche Leute hier haben Angst.
Wenn ich jedoch andere durch Hilfe kennen lerne, dann sehen sie meine Person und meine Kultur. Die Angst verschwindet.
Claudia Bernardoni, Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
( siehe auch: "Mein Ottobrunn", 11/2021, Seite 17)
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn - Gelungene Integration (Juli 2021)
Fatima F., 35 Jahre, ist 2012 aus dem Iran in die Flüchtlingsunterkunft in der Joseph-Seliger-Siedlung gekommen und gehört
zu den langjährigen, aber auch zu den best integrierten, ehemaligen Flüchtlingen bei uns. Sie ist Christin geworden, hat in
knapp 10 Jahren eine höchst beachtliche Berufslaufbahn absolviert und seit kurzem auch die deutsche Staatsbürgerschaft erworben.
2013 besuchte sie zunächst Volkshochschul-Kurse, um ihr Deutsch zu vervollkommnen. Zum Glück hatte sie an der Universität
Teheran neben dem Studium der Geschichte und Erziehungswissenschaft bereits Deutsch als Fremdsprache gelernt und war bis zum
Niveau B2 gekommen. Denn damals gab es an der Volkshochschule noch keine Anfängerkurse für Asylbewerber, und staatlich finanzierten
Sprachkurse standen noch nicht zur Verfügung. Aber als Fortgeschrittene konnte Fatima mit Unterstützung des Helferkreises einen
freien Platz in den Aufbau-Kursen belegen.
Zur gleichen Zeit nahm sie bei Pfarrerin Cornelia Stadler an der Evangelisch-Lutherischen Michaelskirche Einzelunterricht
im christlichen Glauben. Fatima hatte sich bereits in ihrer Heimat dem Christentum zugewandt. Der schiitische Islam, den die
iranischen Ayatollahs repräsentieren, war für ihr Empfinden zu sehr mit Zwang verbunden. Die Rechte der Frauen in der Gesellschaft
zu eingeschränkt, zu viele Bereiche des Lebens der Frau von den Männern abhängig. Selbstwenn sich eine Frau scheiden lassen will,
muss sie noch ihren Mann fragen, sagt Fatima. Und obwohl sie in den 2000er Jahren als Studentin an der Teheraner Universität keinen
Tschador tragen musste, sondern ein Mantel und ein um den Kopf gelegter Schal genügte, fühlte Fatima sich eingeengt. Aber im
Iran werden konvertierte Christen hingerichtet. Fatima wählte die Flucht aus der Heimat. 2014 wurde sie in der Michaelskirche getauft.
Dekan Mathis Steinbauer setzte sich für sie ein und schrieb an das Bundesamt. 2015 nach zweieinhalb Jahren Aufenthalt erhielt
sie im Asylverfahren ein Abschiebungsverbot. Im selben Jahr mussten alle Flüchtlinge die Joseph-Seliger-Siedlung wegen der
Neubauarbeiten verlassen. Fatima durfte aufgrund ihrer inzwischen ausgestellten Aufenthaltserlaubnis in ein Privat-Zimmer bei
einem Ehepaar aus dem Umkreis der Helfer umziehen.
Bereits 2014 hatte sie eine schulische Ausbildung an der Fachakademie für Soziale Berufe der Inneren Mission in München begonnen.
Bis 2016 dauerte die Erstausbildung zur Kinderpflegerin. In der Regel folgen dann noch drei Jahre Ausbildung zur Erzieherin.
Sie besuchte dreimal in der Woche die Abendschule an der Fachakademie, absolvierte Intensivkursen und lernte zusätzlich noch
zu Hause. Auf diese Weise konnte sie die Ausbildung auf zwei weitere Jahre verkürzen, obwohl sie Vollzeit als Kinderpflegerin
im Evangelischen Kinderhaus Ottobrunn unter fördernder Leitung von Ruth Markwart-Kunas arbeitete.
Ende 2018 ging Fatima für ein Jahr als Erzieherin zur Evangelischen Kinderkrippe in Ottobrunn. Aber sie wollte noch mehr
Erfahrungen machen. 2019 wechselte sie zur Stationären Jugendhilfe des Katholischen Jugend-und Sozialwerks München. Dort
betreute sie junge Afrikaner. Sie erzählten auch, dass die jungen Leute sich beklagten, weil sie in der Öffentlichkeit
unerwünscht schienen, angefeindet wurden und häufig Polizeikontrollen hinnehmen mussten. Heute ist Fatima mit einem deutschen
jungen Mann zusammen, dessen Eltern aus Guinea stammen. „Unterwegs mit einem dunkelhäutigen Menschen, und die Passanten starren
dich an“, das erlebte Fatimaselbst zum ersten Mal. Die Arbeit mit den afrikanischen Jugendlichen gefiel ihr, aber die
Nachtschichten fielen ihr schwer, weshalb sie 2020 für acht Monate die Leitung einer Kinderkrippe in Allach innehatte.
Aber Fatima ist nicht so schnell zufrieden, immer wissbegierig, sie möchte sich immer weiter bilden. Deshalb hat sie eine
berufsbegleitende Ausbildung zur systemischen Familientherapeutin begonnen. Sie dauert vier Jahre. Um das finanzieren zu
können, arbeitet sie wiederum Vollzeit in der Kinderkrippe in Ottobrunn. In Zukunft möchte sie als Familientherapeutin
bei der Stadt München tätig werden. Wir wünschen ihr viel Glück dabei.
Claudia Bernardoni, Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
( siehe auch: "Mein Ottobrunn", 07/2021, Seite 20)
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (Juli 2021)
Durch die Lockdown-bedingte Isolation haben die Flüchtlingskinder in der langen Pandemiezeit sehr gelitten. Mit der
Familie in den Urlaub zu fahren, können sich die Eltern nicht leisten. Umso glücklicher sind die Kinder und Jugendlichen,
wenn sie in den Ferienzeiten soziale Kontakte wieder beleben und neue Erlebnisspielräume ausprobieren können. Ermutigung
durch die Paten sowie finanzielle Zuschüsse der Gemeinde und des Helferkreises ermöglichen die Teilnahme.
Vor den Osterferien stand erst am letzten Schultag fest, dass die Ferieninsel des KJR für Grundschulkinder durchgeführt
werden kann. Begeistert meldeten sich die Teilnehmer danach auch für die Pfingstferien-Woche „Ein Abflug auf die Kunterbuntinsel“.
Das Regenwetter war kein Problem für die Kinder. Eine syrische Zweitkläßlerin berichtet: „Ich habe gebatikt, gebastelt,
gespielt und geturnt. Wir sind nach draußen gegangen. Das hat natürlich Spaß gemacht! Die Leiterinnen und Leiter waren
richtig nett. Ich würde es gerne nochmal machen“.
Drei Jugendliche erlebten eine Woche Bewegung, Gemeinschaft und neue Impulse im Lilalu-Ferienprogramm der Johanniter
in München. Die Woche begann schon am Sonntagabend mit einem Ausflug der Patin zum Schnelltest-Center. Montagfrüh musste
der Eingang in die fremde Turnhalle in der Stadt gefunden werden. Im Workshop „Bunte Woche – Akrobatik und Luftartistik“
übten die Teilnehmer Kunststücke und Tricks ein und führten sie am letzten Tag in einer bunten Choreografie auf, die sich
die Eltern per Video zu Hause anschauen konnten.
Jetzt freuen sich die Kinder auf ein buntes Outdoor-Angebot in den langen Sommerferien.
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
(
"Gemeindeblatt Hohenbrunn", 07/2021, Seite 52)
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (Mai 2021)
Nihaya feiert Ostern in diesem Jahr mit ihrer Familie nach dem orthodoxen Festjahr erst am 2. Mai. Die Familie stammt
aus Bartella in der Ninive-Ebene im Irak und gehört der syrisch-orthodoxen Kirche an. Der Besuch des 3stündigen Gottesdienstes
gehörte zur Feier, ebenso wie der Besuch bei Eltern und Großeltern. Die Großeltern luden zum Festessen ein, jeder freute
sich auf den mit Fleisch, getrockneten Früchten und Nüssen gefüllten Fladen „Kibbeh“.
Rita und Familie kommen ebenfalls aus der Ninive-Ebene im Irak und gehören der chaldäisch-katholischen Kirche an. In
der 50tägigen Fastenzeit vor Ostern wurde auf alle tierischen Produkte verzichtet. Die Ostereier durften erst am Samstagabend
gefärbt und verziert werden, kunstvoll mit Zwiebelschalen, Blättern, Blumen. Um Mitternacht gingen alle Familien in eine der
vielen Kirchen in Karemlasch. Morgens gab es zur Stärkung nach der langen Fastenzeit etwas Fettes, „Pacha“, ein Gericht mit
Schafsfleisch und Innereien.
Rony ist Mitglied der Assyrischen Kirche des Ostens. Er stammt aus Hassake, im Nordosten Syriens gelegen. Traditionell
wurden alle Familienmitglieder vor Ostern mit neuer Kleidung und Schuhen ausgestattet. Nachts ging die Familie in den
Auferstehungsgottesdienst. Als Symbol für die Auferstehung und das Licht gehörte zum Festessen am Ostersonntag eine weiße
Joghurtsuppe mit Lammfleisch und Gerste. Das oberste Stück auf einer Pyramide mit süßen Keksen war mit einem Kreuz verziert,
von diesem Stück bekam jeder ein kleines Teilchen abgebrochen. Man vergnügte sich mit Eierklopfen, dabei erinnert sich Rony
an kleine Eier mit orangem Dotter und besonders fester Schale.
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
"Gemeindeblatt Hohenbrunn", 05/2021, Seite 56
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (März 2021)
Im achten Jahr seines Bestehens wurde der Helferkreis im März durch die Corona-Pandemie plötzlich vor völlig neue
Herausforderungen gestellt. Integrationskurse wurden unterbrochen, Arbeitende verloren ihre Jobs oder mussten mit
Kurzarbeits-geld auskommen, Behörden und Beratungsstellen waren oft für persönliche Besuche geschlossen. Schulkinder
mussten mit Home Schooling zurechtkommen, die meisten Sport- und Begegnungsangebote waren unterbrochen, Ottobrunner
Tisch und Klawotten geschlossen.
Die Mitglieder des Helferkreises haben sich mit Phantasie und Tatkraft unter Corona-Bedingungen weiter engagiert.
Die Unterstützung galt 250 Personen, überwiegend Familien, darunter ca. 130 Kinder und Jugendliche. Die meisten wohnen
in Ottobrunn, Riemerling und Hohenbrunn, in dezentralen Asyl-Unterkünften des Landratsamtes, in eigenen Wohnungen, in
einer Obdachlosen-Unterkunft. Zwei Mütter und ein Vater warten seit Jahren auf Familiennachzug ihrer Kinder.
Die zu uns geflüchteten Menschen kommen aus Afghanistan, Syrien, Irak, Somalia, Nigeria, Iran, Mali, Pakistan,
Uganda, Senegal, Ukraine, Indonesien, Bangladesch, Myanmar, Türkei.
Den vollständigen Bericht finden Sie unter
"Jahresbericht 2020 des Helferkreises Asyl"
(siehe auch
"Gemeindeblatt Hohenbrunn", 04/2021, Seite 47)
Helferkreis Asyl Ottobrunn / Hohenbrunn nutzt AWO-Rumpelkammer (Februar 2021)
2014 wurde die Idee zum Projekt einer virtuellen Rumpelkammer geboren, weil Kunden der Ottobrunner Klawotte nach Möbeln fragten.
Es waren u.a. Flüchtlinge, die aus dem kleinen Privatbereich in der Unterkunft ein Stück Zuhause machen wollten.
So wurde die Rumpelkammer von der AWONachbarschaftshilfe gegründet.
Dorothea Blässing, Mitglied im Helferkreis Asyl, fand als Projektleiterin der Rumpelkammer die optimale Aufgabe.
»Wie notwendig die Rumpelkammer für Bedürftige in unserem südöstlichen Landkreis geworden ist, haben wir während des
Lockdowns über Weihnachten wieder erlebt«, berichtet Dorothea Blässing.
Deshalb bittet die Rumpelkammer um Möbelspenden und vermittelt sie an Bedürftige, einfach, schnell und gegen Selbstabholung.
Wer etwas abzugeben hat, kann sich per Telefon oder E-Mail an Dorothea Blässing wenden (Tel. 0152/ 53 63 96 06,
E-Mail: awo-rumpelkammer@awo-nbh.de).
Claudia Bernardoni Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn / MO
(„Mein Ottobrunn“, 02/2021, Seite 17)
alte Einträge - Archiv, ab 2012