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Asyl / Migration
Asylrecht
Beratung
Unsere Treffen mit dem Themenschwerpunkt "Asylrecht und rechtliche Integration "
HerkunftsländerDie Flüchtlinge hier kommen zum zumeist aus einer kleinen Gruppe von Ländern. Die Verweise unten zeigen eine Zusammenfassung der aktuellen Situation aus den Ländern. Um hier nicht Partei zu ergreifen, wird auf die offiziellen Informationen des Auswärtigen Amtes verwiesen. App-Projekt: Kinder auf der Flucht (Quelle)In der App „Kinder auf der Flucht“ erzählen drei junge Flüchtlinge ihre Geschichte. Entlang ihrer Geschichten gliedern sich die
zentralen Themenbereiche der App: Heimat, Flucht, Asyl, Leben und Lernen in Deutschland. Die App möchte Empathie für Flüchtlinge
wecken und dabei über zentrale Fragen rund um das Thema Flüchtlinge aufklären. Sie richtet sich in erster Linie an Jugendliche und
junge Erwachsene.
Gelungene IntegrationArtikelliste
Helferkreis Asyl: Gelungene Integration – Teil 1: (Juli 2018)
Vom Hilfsbedürftigen zum HelferRony G. (Name ist der Redaktion bekannt) stammt aus einem Dorf im Nordosten Syriens. Vor dem Krieg lebte dort eine religiös
gemischte Bevölkerung friedlich zusammen: assyrische, syrische und orthodoxe Christen, Jesiden und kurdische Muslime. Rony studierte
bis zum Sommer 2012 an der Universität von Damaskus vier Jahre Englisch und Arabisch. Er wollte Dolmetscher werden, musste jedoch vor
Abschluss des Studiums wegen des Krieges nach Deutschland fliehen. Seine Eltern versuchten noch, in der Heimat auszuharren, aber auch
sie mussten 2014 – nach dem Einfall des IS – ihr Dorf verlassen. Sie leben heute mit Ronys Schwester und seinem älteren Bruder in Hessen;
sein jüngerer Bruder ist nach Australien emigriert. Schließlich fand er eine Aushilfsstelle im Frühstücksservice eines Hotels, arbeitete zwei Jahre dort in Teilzeit und besuchte weiter
Deutschkurse, bis er das für eine Ausbildung notwendige Sprachlevel B 2 erreicht hatte. Danach entschied er sich, Hotelfachmann zu werden.
Mit Unterstützung und auf Vermittlung des Jobcenters im Landratsamt fand er schließlich eine Ausbildungsstelle in einem Münchner Marriott- Hotel.
Es war eine harte Zeit, denn neben der praktischen Arbeit stellte der Unterricht in der Berufsschule eine große Herausforderung dar.
Claudia Bernardoni, Helferkreis Asyl Otobrunn/Hohenbrunn (Foto: privat)
Helferkreis Asyl: Gelungene Integration – Teil 2: (September 2018)
Vor dem IS geflüchtetMohammad A. und seine Frau Rawan S. stammen aus einem von Kurden bewohnten Stadtteil der syrischen Stadt Aleppo. Das Paar lebte jedoch
zuletzt mit seinen beiden Söhnen in der Stadt Rakka, die zu einer Hochburg des »Islamischen Staates« (IS) in Nordsyrien wurde. Bevor der
IS kam, arbeitete Vater Mohammad als Elektriker bei der Stadtverwaltung, Mutter Rawan in einem Kindergarten. Sie waren eine gut situierte
kurdische Familie mit kleinem Immobilienbesitz. Nachdem der IS die Stadt 2013 eingenommen und die Stadtverwaltung zerstört hatte, konnte
Mohammad die Familie zunächst mit einem kleinen Laden für Elektrozubehör durchbringen, aber die Zwänge des sozialen Lebens unter islamistischer
Herrschaft waren schwer zu ertragen. Rawan musste eine schwarze Burka tragen. Ihre Sicht wurde nicht nur durch das Augengitter, sondern auch
durch zwei weitere Schichten von Tüchern behindert. Auch konnte sie das Haus kaum verlassen; ihr Mann musste einkaufen. Die Kinder durften
nicht zur Schule gehen. Nach einem ersten Fluchtversuch wurden sie als Kurden nicht mehr in Rakka geduldet und flohen endgültig; zunächst
zu Verwandten nach Erbil im Nordirak. Später setzten sie die Flucht fort: Erste Station war die Türkei. Es folgte eine riskante Fahrt im
überfüllten Schlauchboot auf die Insel Chios, von dort weiter auf das griechische Festland und über Mazedonien und Serbien bis nach Ungarn
und dann nach Deutschland. Inge Meyers (Foto: privat) Helferkreis Asyl: Gelungene Integration – Teil 3: (Oktober 2018)
Durch Fleiß zum ErfolgAhmad Q. kam 2013 aus Afghanistan nach Deutschland. Zuvor war er mit seiner Familie in den Iran geflohen, um zu überleben. Da Afghanen dort
illegal sind, wurde er auch hier benachteiligt und verfolgt. Als Ahmad in Deutschland ankam, hatte der heute 26-Jährige nur vier Jahre lang
die Schule besucht. Die Schrift, die Sprache – alles war ihm fremd. Eine Sache konnte er jedoch besser als andere Schüler: auswendiglernen –
viel, schnell, mit großem Einsatz und noch größerem Erfolg: Nach zweieinhalb Jahren hatte er bereits den qualifizierenden Mittelschulabschluss
geschafft, und sein Deutsch war so gut, dass er eine Ausbildung als Koch beginnen konnte. Mit der Zeit gab es allerdings immer größere Probleme mit dem Umgangston in der Hotelküche, die mit dazu führten, dass Ahmad seine erste
Ausbildungsstelle nach einem Jahr verließ. »So geht man in Afghanistan mit niemandem um«, sagte er oft. Weitermachen konnte er dann in einem
bayerischen Restaurant in der Innenstadt, dessen Küche mehrfach ausgezeichnet wurde. Hier fühlte er sich besser integriert und bekam größere
Lernchancen. Beim Chef`s-Culinar-Wettbewerb junger Köche schaffte er sogar den dritten Platz und schloss seine Ausbildungszeit nach drei Jahren
mit gutem Erfolg ab.
Nach vielen Bemühungen wie das Besorgen der Geburtsurkunde aus Afghanistan, das Beschaffen eines Passes, aber auch weil sein Ausbildungsbetrieb
ihn nach der Ausbildung behalten wollte, bekam Ahmad eine Ausbildungsduldung. Jetzt darf er noch zwei Jahre bei seinem Chef arbeiten.
MO (Foto: privat)
Helferkreis Asyl: Gelungene Integration – Teil 4 (3): (Dezember 2018)
Auf Umwegen zur AusbildungSamba G. aus dem Senegal, heute 40 Jahre alt und seit zwei Jahren Azubi in einem Hohenbrunner Gartenbaubetrieb, lebt seit fünf Jahren hier. Er ist einer der wenigen, die den Sprung vom ausreisepflichtigen Flüchtling zur künftigen Fachkraft mit Arbeitsvisum geschafft hat. Samba stammt aus dem Casamance. In dieser Gegend kämpfen seit vielen Jahren verschiedene Rebellengruppen gegen die senegalesischen
Regierungstruppen. 2011 wurde Sambas Vater bei der Feldarbeit erschossen, weil er sich nicht erpressen ließ und seinen Sohn nicht an die
Rebellen als Kämpfer ausliefern wollte. Doch Samba entkam ihnen nicht. Er wurde gefangen genommen; konnte aber entkommen. Er floh zunächst
nach Dakar und Mitte 2013 nach Deutschland. Seine beiden Kinder musste er bei der Großmutter zurücklassen. Samba erzählt: »In der Schule zuhause hätte ich Deutsch lernen können, aber ich lernte Spanisch, weil ich mir dachte: Nach Deutschland
gehe ich nie! Im Senegal sagten damals viele: Die Deutschen mögen keine Afrikaner. « Aber als er hierher kam, machte er andere Erfahrungen.
»Die Leute in Ottobrunn und Hohenbrunn waren total nett zu mir. Vom Helferkreis Asyl habe ich sehr viel Hilfe bekommen; mein Chef und meine
Arbeitskollegen haben mich immer unterstützt. Ich konnte keine Ausländerfeindlichkeit feststellen«, berichtet er. Samba ist zufrieden; er ruft seine Kinder mehrmals in der Woche an und begleitet aufmerksam ihre Entwicklung aus der Ferne. Claudia Bernardoni, Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn (Foto: privat)
Helferkreis Asyl: Gelungene Integration – Teil 5 (4): (Februar 2019)
»Viel gewonnen – viel verloren«Die junge Studentin Fatemeh F. hatte große Träume: Sie studierte an der Universität Teheran den Masterstudiengang Erziehungswissenschaften
und wollte nach dem Abschluss, der kurz bevorstand, in der Organisation des iranischen Bildungssystems arbeiten. Doch daraus wurde nichts.
Sie interessierte sich zu sehr für das Christentum. Mit Studienfreunden traf sie sich regelmäßig, um mehr darüber zu erfahren und Unterschiede
zum Islam zu diskutieren. Doch auf Abkehr vom Islam steht im Iran die Todesstrafe. Wenn man denunziert wird, oder sobald die Revolutionswächter
etwas erfahren, droht ein Eintrag ins Führungszeugnis. Dieser hat ein Studienverbot zur Folge – oder Schlimmeres. Als die Situation für Fatemeh
brenzlig wurde, halfen ihre Brüder ihr, den Iran zu verlassen. Im Jahr 2012 kam Fatemeh nach Ottobrunn.
Rückblickend stellt sie fest, dass viele bürokratische Stolpersteine ihr das Leben schwer gemacht haben. Beispielsweise war es sehr schwer, einen Nebenjob zu finden. Mittlerweile hat es geklappt und Fatemeh arbeitet in einem Kino in Schwabing. Für Ziele zu kämpfen – allen Widrigkeiten zum Trotz – ist für Fatemeh eine Art Leitthema gewor-den. Ihr nächstes Ziel ist ein Studium der Erziehungswissenschaften an einer Fachhoch¬schule. Momentan ist sie Gruppenleiterin in einer evangelischen Kinderkrippe. Da helfen ihr ihre Erfahrungen als Migarantin: Sie unterstützt Kinder und Eltern mit Migrationshintergrund und vermittelt, wenn es kulturelle Probleme gibt. Zum Ausgleich treibt sie gerne Sport und trifft sich mit Freunden aus aller Welt. Und bald kann sie hoffentlich ihr Studium fortsetzen. Ulla Wolf / MO Orientalische Plätzchen gebacken Dass Integration am besten im kleinen Rahmen funktioniert – vor allem, wenn es ums Essen geht – weiß Ottobrunns Integrations-beauftragte Stefanie Marrero (l.) aus Erfahrung. Daher lud sie im Dezember einige Frauen zum gemeinsamen Orientalischen Backen ein. Die beiden Syrerinnen Mariam (Mitte) und Taqiyeh zeigten, wie man Mamul zubereitet, ein syrisches Gebäck aus Hartweizengrieß mit Dattel- und Pistazienfüllung. Am Rande des Backens gab es Gelegenheit für Gespräche. (Foto: privat) („Mein Ottobrunn“, 02/2019, Seite 23) Helferkreis Asyl: Gelungene Integration – Teil 6 (5): (April 2019)
Motivierte AuszubildendeIm vergangenen Jahr haben Schülerpaten des Helferkreises Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn zwei jungen Schulabgängern der Mittelschule geholfen,
einen Ausbildungsplatz zu finden. Die Erfahrungen waren ganz unterschiedlich. Sowohl der damals 17- jährige Afghane Eman als auch die
15-jährige Jasmine aus Uganda hatten ihren Quali-Abschluss im ersten Durchgang bestanden; und das nach nur dreieinhalb Jahren Aufenthalt in
Deutschland. Beide waren mit Blick auf einen Ausbildungsplatz hochmotiviert. Helferkreis Asyl: Gelungene Integration – Teil 7 (6): (Juni 2019)
Eine ganz normale FamilieNach seinem Abschluss der höheren Schule im Irak wurde der19-jährige Faris N. sofort als Sol-dat eingezogen und musste unter Diktator Saddam Hussein acht Jahre lang im ersten Golfkrieg zwischen dem Iran und Irak (1980-1988) kämpfen. Zwei Jahre später begann der Kuwait-Krieg (zweiter Golfkrieg 1990-1991), zu dem er erneut eingezogen wurde. Wieder zu Hause in Bagdad beschützte er als Soldat die chaldäische Kirchengemeinde. Er begleitete die Priester als Bodyguard. Nebenher betrieb er ein kleines Fuhrunternehmen. 1993 heiratete er seine Rita und sie bekamen vier Kinder. Rita erzählt: „Ich hat-te immer wieder große Ängste: Bagdad war zerbombt, Kinderwurden entführt und getötet, Eltern erpresst, Menschen auf der Straße ausgeraubt.“ Da fasste die Familie den Entschluss, das Land zu verlassen. Faris floh im November 2011 über die Türkei nach Griechenland und weiter auf dem Landweg bis nach Deutschland. Das kostete sehr viel
Geld. Glücklicherweise fand er in München Aufnahme bei seinem Bruder. Im Rahmen der Familienzusammenführung konnte Rita Ende2012 mit den
vier Kindern nach-kommen; die Familie war wiedervereint. Sie wurden als Flüchtlinge anerkannt und bekamen staatliche Unterstützung und Hilfe
von Verwandten, die schon länger in Deutschland lebten. Im April 2014 konnte die Familie in eine Wohnung in Ottobrunn ziehen.
Sohn Fadi (19) besuchte bis vorkurzem die Carl-Steinmeier-Mittelschule, wo er sich wohl fühlte. Die Lehrer und Sozialpädagogen schätzten ihn und halfen ihm beider Integration. Zurzeit arbeitet er als bezahlter Praktikant in einer Zahnarztpraxis und beginnt dort im September eine Ausbildung als zahnmedizinischer Fachangestellter. Der jüngere Sohn Joseph (12) hatte lange mit den Folgen der Umsiedlung zu kämpfen; er störte öfter im Unterricht. Lehrer und Eltern zeigten
jedoch Verständnis und mittlerweile kommt er gut zurecht. In seiner Freizeit spielt Joseph gerne Fußball beim TSV Ottobrunn.
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
Helferkreis Asyl: Gelungene Integration – Teil 8 (7): (Juli 2019)
Ein bayerischer SyrerAbdu, Jahrgang 1988, kommt aus dem syrischen Aleppo. Der Familie ging es gut. Abdu konnte eine englische Privatschule
mit Internat besuchen und nach dem Abschluss in Damaskus Betriebswirtschaft studieren. Nach vier Jahren machte er seinen
Bachelor und ging noch für ein Jahr ans Goethe-Institut, um die deutsche Sprache und Literatur zu studieren. Er legte die
Deutsch-Prüfung ab. Weil er drei Jahre lang mit deutschen Architekturstudenten in Damaskus zusammenwohnte, sprach er
fließend und mit um-fangreichem Wortschatz. Sogar ein Master-Studium in Hamburg war von der Familie für ihn als Grundstein
für seine Karriere geplant. Doch der Krieg machte diese Pläne zunichte. Aleppo war im Sommer 2012 Ziel schwerer Angriffe von
Assads Truppen: Dabei wurde auch das Haus von Abdus Familie zerstört. Abdu floh nach Istanbul, arbeitete dort für ein Reisebüro
und versuchte, ein Visum für das Studium in Deutschland zu bekommen. Vergeblich, denn er hatte keine Zeugnisse und Dokumente bei
sich. 2015 entschloss er sich, trotzdem nach Deutschland zu gehen.
Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
Helferkreis Asyl: Gelungene Integration – Teil 9 (8): (April 2020)
Riemerling, Neapel, NiebüllDie heute 46-jährige Stella kam im Jahr 2015 mit ihren beiden Kindern, Tochter Merit, damals neun, und Sohn Emmanuele, damals
drei Jahre, als Flüchtling nach Riemerling und zog in eine Unterkunft des Landratsamtes. Stella ist Nigerianerin und katholische
Christin. Das ist eine Seltenheit unter den Flüchtlingen, die der Helferkreis Asyl betreut, denn fast alle hiesigen Nigerianer
sind evangelikale Christen.
Das nigerianische Dokument wurden von den deutschen Behörden allerdings nicht anerkannt. Das führte Anfang 2019 zur Trennung
der Familie, denn Joshua musste wegen seines negativ entschiedenen Asylverfahrens Deutschland wieder verlassen.
Stella besitzt eine unbefristete Aufenthaltserlaubnis in Italien, die ein Arbeitsrecht in Ländern der EU einschließt. Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit in Italien, war sie jedoch chancenlos, dort Arbeit und Wohnung zu finden. Bei ihrer Ankunft 2015 in Deutschland hatte sie einen Asylantrag gestellt, ein Irrtum zu ihren Ungunsten, auf den sie von der Behörde nie hingewiesen wurde. Denn der nun notwendige sogenannte Spurwechsel vom Status des Geflüchteten hin zum Arbeitnehmer wäre früher möglich gewesen. Im Sommer 2019 musste Stella mit den Kindern für drei Monate nach Italien zurückkehren, um als Arbeitsmigrantin wieder einreisen zu dürfen. In dieser Zeit lebte sie in der Nähe von Neapel unter schwierigsten Umständen. Der Helferkreis Asyl unterstützte sie aus der Ferne, so gut es ging. Im Herbst kehrte sie nach München zurück. Da sie in den erlaubten 90 Tagen keine Wohnung fand, konnte sie nicht bleiben. Ein Umzug nach Schleswig-Holstein brachte Erfolg. Stella fand eine Putzstelle in einem Sylter Hotel und eine Wohnung in Niebüll auf dem Festland. Sie hat zwar eine Stunde Arbeitsweg, aber der Arbeitsplatz und die Wohnung in vorschriftsmäßiger Größe sichern ihr und ihren Kin- dern die längerfristige Aufenthaltserlaubnis. Die Familie ist froh, dass sie nach vielen Jahren des ungesicherten Aufenthalts in Europa endlich ein geregeltes Zuhause hat. Claudia Bernardoni, Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn / MO
Helferkreis Asyl: Gelungene Integration - Teil 10: (Oktober 2020)
Bestandene GesellenprüfungAli ist heute 33 Jahre alt und arbeitet schon seit 25 Jahren. Seine Eltern mussten 1992 vor dem Bürgerkrieg aus Afghanistan in den Iran fliehen. Sie lebten in Kerman, einer großen, historischen Stadt im Südosten des Landes. Doch für die afghanische Familie war das Leben schwer. Der Vater war bereits 60 Jahre alt, als Ali zur Welt kam; bald wurde er sehr krank. Als ältester Sohn musste Ali die Familie mit drei Schwestern und einem jüngeren Bruder versorgen. Deshalb arbeitete er schon mit acht Jahren. »Tagsüber war ich auf der Baustelle, danach ging ich zur Abendschule. Dort unterrichteten Afghanen, um ihren Landsleuten zu helfen. Weil wir Flüchtlinge waren, hatten wir keine Rechte, egal ob bei der Arbeit, auf der Straße oder auf dem Markt. Afghanen durften nur schwere Arbeiten annehmen und nicht im Büro oder in Geschäften arbeiten. Sie durften kein Auto fahren und keinen Führerschein machen«, erinnert sich Ali. Er arbeitete viele Jahre auf dem Bau eines großen, öffentlichen Gebäudes und lernte praktisch ohne jede Ausbildung. Der leitende
Ingenieur vertraute ihm und gab ihm Vorarbeiteraufgaben.
Nach diesem Erlebnis entschlossen sich Roqaya und er noch 2012 zur Flucht. Über die Türkei, Italien und Frankreich erreichte das
Paar – Roqaya war mit der heute achtjährigen Zahra schwanger – am Weihnachtsabend 2013 erst Frankfurt und durch Umverteilung dann
München und Ottobrunn. 2014 kam ihr Sohn Amin zur Welt. 2017 erhielten sie die Aufenthaltserlaubnis.
Roqaya konnte aufgrund ihrer fortgeschrittenen Sprachkenntnisse eine Qualifikation als Kulturdolmetscherin an der Volkshochschule erwerben und ist seither als Vermittlerin zwischen Ämtern und Institutionen für afghanische Familien tätig. Darüber hinaus unterstützen beide die Organisatorinnen Ulla Wolf und Linda Stiller bei den monatlichen Treffen für Flüchtlinge und Einheimische im Café International. Inzwischen hat die Familie eine Wohnung in Ottobrunn gefunden. Roqaya arbeitet in Teilzeit in einem Ottobrunner Lebensmittelgeschäft. Und im Juli 2020 hat Ali seine Gesellenprüfung bestanden. Die Familie ist glücklich. Aber Ali hat schon wieder ein Ziel: Er will den Meister machen. Das liegt noch in der Ferne, aber unerreichbar ist es nicht für einen, der fleißig ist und weiß, was er will: eine sichere Zukunft für seine Kinder in Deutschland. Claudia Bernardoni, Helferkreis Asyl Ottobrunn / Hohenbrunn / MO
Helferkreis Asyl: Gelungene Integration Teil 11 (November 2021)
Helfen schafft VertrauenIn einer Ottobrunner Flüchtlingsunterkunft wohnten vor sechs Jahren insgesamt neun Frauen aus Somalia. Inzwischen sind Kinder geboren und insgesamt fünf Kinder von zwei Müttern haben durch Familiennachzug einreisen können. Das waren große Ereignisse für die Familien und den Helferkreis, weil das Aufenthaltsrecht hier den jungen Menschen ein menschenwürdiges Leben eröffnet und sich in einem Fall wegen schwerer Erkrankung sogar lebensrettend auswirkt. Aus diesen Gründen ist Bewegung in die gut befreundete Frauengruppe gekommen. Mehrere Frauen mit ihren Kindern und den Vätern, darunter die eine mit Familiennachzug, haben neue Wohnungen gefunden und sind ausgezogen. Und für zweite Familie mit den beiden nachgezogenen Söhnen, Mohamed, 12 Jahre, und Mahir, 8 Jahre, der Somalierin Sarruuro, musste ein Raum im oberen Stock eingerichtet werden. Das Zimmer mit gespendeten Möbeln auszustatten, war de r erste Einsatz von Emad (32) und seinem Cousin Hamman (27). Sie kommen aus einem Dorf am Ufer des Euphrat bei Aleppo. Beide sind wegen des Syrienkriegs als Flüchtlinge hierhergekommen. Emad hat bereits gearbeitet, sucht jedoch gerade eine neue Stelle, und Hamman macht eine Ausbildung zum Vermessungstechniker. Samstags haben sie frei, deshalb haben sie nun Mitte Juli wieder tatkräftig bei einem dringend notwendigen Küchenaustausch mitgewirkt. Katharina, Mitglied im Helferkreis und Leiterin der Aktion, sagt: Die alte Küche war inzwischen in die Jahre gekommen. Einzelteile fehlten, das Backrohr funktionierte schon lange nicht mehr, die Geschirrspülmaschine sowieso nicht. Die Frauen erzählten mir, dass am Anfang, als sie dort einquartiert wurden, insgesamt neun Frauen in dem Haus waren, die alle dort gekocht haben. Neun Frauen in einer Küche, das kann ich mir kaum vorstellen. Eine „neue“ Küche wurde mit Hilfe der AWO-Rumpelkammer in Grasbrunn gefunden. Hamman besitzt einen Führerschein. So war es möglich, ein Mietauto zu nehmen. Gemeinsam mit Christian, einem weiteren Helferkreismitglied, und Katharina plus Privatwagen war das Team komplett. Der Ausbau war nicht einfach, denn die Küche bestand aus großen Teilen, aber der Grasbrunner Spender half mit. Beim Entladen und Einlagern der Austauschküche in einem trockenen Raum haben dann auch die Bewohner*innen der Ottobrunner Unterkunft angepackt. Danach haben sie die alte Küche ausgebaut und vorerst im Garten gelagert. Nach diesem ersten Akt übernahm Katharina selbst den zweiten, nämlich gemeinsam mit den künftigen Nutzerinnen Sarruuro und Nasro sowie Nimco, einer ehemaligen Mitbewohnerin, die Renovierung der Wände mit Anstrich. Auch die Schulkinder, Ayman und Hannah, haben nach Kräften geholfen. Zwei Wochen später haben dann Emad und Hamman die Küchenmöbel bestmöglich platziert und eingepasst. Einen kleinen Wermutstropfen gab es leider. Die Dunstabzugshaube konnte nicht mehr installiert werden, da an dieser Stelle überall Leitungen in den Wänden vorhanden sind. Nachdem noch Arbeitsplatten zugeschnitten und vom Baumarkt abgeholt und eingebaut worden waren, war alles fertig. Katharina sagt: Sarruuro und Nasro haben sich sehr über die neue Küche gefreut. Es war zwar viel Arbeit. Aber mir hat es großen Spaß gemacht, insbesondere auch mit den anderen Helfern, die mit großem Elan bei der Sache waren und sich als absolut verlässliche Helfer gezeigt haben. Ganze Tage lang für andere arbeiten, warum tun Sie das, war unsere Frage an Emad: Warum hilft der Helferkreis uns? In unserer Kultur sagen die Eltern: Du sollst helfen, keinen Dank, kein Geld verlangen, einfach helfen. Und es gibt noch einen Grund: Ich komme aus Syrien. Ich bin Araber. Ich sehe anders aus. Manche Leute hier haben Angst. Wenn ich jedoch andere durch Hilfe kennen lerne, dann sehen sie meine Person und meine Kultur. Die Angst verschwindet. Claudia Bernardoni, Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
Helferkreis Asyl: Gelungene Integration Teil 12 (Februar 2022)
Wunsch-Ausbildung geschafft – wie geht es weiter?Eman aus Afghanistan ist jetzt 21 Jahre alt. Er hat 2018 seinen Quali an der Carl-Steinmeier-Mittelschule nach nur 3,5 Jahren Aufenthalt in Deutschland und wenigen Schuljahren in Afghanistan bestanden. Er lernte hochmotiviert und sogar in der Freizeit weiter mit Lernpaten des Helferkreises. Gleich nach der Ankunft in München hatte der junge, unbegleitete Flüchtling einen Blinddarmdurchbruch, alles ging gut! Dankbar erinnert sich Eman noch heute an die Notfall-Hilfe. Hat sich damals schon der Wunsch festgesetzt, im medizinischen Bereich eine Ausbildung zu machen? Mit guten Praktikumszeugnissen machte er sich im Frühjahr 2018 auf die Suche, Stellenanzeigen gab es reichlich. Doch er bekam monatelang keine Zusage. In der von Frau Dr. Wüstinger geführten Zahnarztpraxis in München bekam Eman letztlich im September 2018 einen Ausbildungsvertrag, und im November dann auch die Arbeitserlaubnis von der Ausländerbehörde. 2021 hat er sehr erfolgreich seinen Abschluss als Zahnmedizinischer Fachangestellter geschafft und auf Grund der guten Noten die Mittlere Reife von der Berufsschule bekommen. Der Versuch auf der BOS in München weiter zu lernen ist leider in der Probezeit gescheitert. Die Englischkenntnisse und auch die Deutschkenntnisse in Bezug auf Literatur konnte er so schnell nicht nachholen. Im Herbst will er eine Abendschule besuchen und es weiter versuchen. Eine Arbeit hat er sofort wieder gefunden, neue Herausforderungen gibt es auch: Den Führerschein machen, Deutsch C1 schaffen, vor allem aber eine Wohnung finden, denn im Wohnheim kann er als Berufstätiger nicht bleiben (Angebote gerne an Diakon Stocker, Tel. 089 / 420017901 oder info@helferkreis-asyl.com). Ulla Müller, Helferkreis Asyl Ottobrunn/Hohenbrunn
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